Premiere: der vokalpraktische Unterricht am HHG wird als vollwertiger Kurs angerechnet! Chor, tja liebe Leute, wie stellt man sich denn so einen Unterricht vor? Nun mal ganz f.f. Von vorne: Ein müder (remember Montag 1./2. Stunde?!), unkoordinierter Haufen Schüler tummelt sich vor dem Flügel. Lachen, überdrehtes Kichern, Stühlerücken werden plötzlich von einer sonoren, alles durchdringenden Stimme unterbrochen: "So, liebe Leute. Auf, auf! Erheben wir uns mal zu unserer vollen Fazimentulität. Streckt eure müden Glieder. Spürt die Energie bis in die Fingerspitzen!"
Da steht er nun, der Haufen Schüler, langsam von Leben erfüllt. Nun dürfen wir die Hände auf unsere Zwerchfelle platzieren und bei den ach so beliebten Atemübungen so manchen Bauch zeigen (auch die ersten Bierbäuche werden nun enttarnt). Nun eine weitere Übung.... doch da platzen ja noch die restlichen Schüler herein. Tja, Pech gehabt! Auch den Zu-Spät-Kommern bleibt nichts erspart! Die Übung für die Stütze folgt (Wie!?! Stütze??!? Einige haben es bis heute noch nicht begriffen...)
Also hier noch einmal Herr Dymkes Geheimtip: Man stelle sich einen wunderschönen Luftballon vor, der immer höher und höher in die Lüfte steigt und steigt.... und steigt (wie hoch denn noch, Herr Dymke?). Sieht man den Luftballon dann noch, dann klappt's auch mit dem Ton (unsere Luftballons zerplatzten meistens...). Nach ca. zehn Minuten ist es überstanden; die Übungen sind vorbei. Wir fangen an zu singen. Als Spiritual-Chor gegründet, erfreuten wir uns an "Hail Holy Queen" aus "Sister Act" und anderen Gospel-Songs. An dieser Stelle darf natürlich unser Kultsong "Anyhow" nicht unerwähnt bleiben (wobei "Anyhow" auch noch eine andere Bedeutung zukommt!). Wir werden dieses Lied vermissen (wirklich, Herr Dymke!!) und das auf unserer Chemnitz-Fahrt entstandene Gemeinschaftsgefühl (ach, wann fahren wir nach Hamburg?). Da unser Chorleiter fest an unsere musikalischen Fähigkeiten glaubte, schafften wir es doch tatsächlich, erfolgreich Lieder wie "Memory" ("Cats"), "Phantom der Oper", "New York, New York", "America" ("West Side Story") etc. einzuüben und damit das Publikum zu begeistern. Wir erinnern uns noch gerne an einen unvergesslichen Abend beim Abiball 1996, als wir Herrn Dymkes Herzlichkeit in vollen Zügen erfahren durften: er belohnte jeden Einzelnen mit einem Glas Sekt und einem fröhlichen Strahlen. Aber Herrn Dymkes Freundlichkeit nahm kein Ende. Ein großes Dankeschön für die Mühe und das viele Engagement, das er sich bei seinen für uns organisierten Grillfeten gemacht hat!! (Der Swimmingpool in seinem Garten war auch kein Tabu für uns.) Aber wie heißt es doch? Nach der Arbeit kommt das Vergnügen... In den Chorstunden haben wir oft die Geduld unseres Lehrers auf die Probe gestellt: Große, weiße Vögel schnatterten im Sopran, Grummeln im Tenor und fehlende Disziplin für die musikalischen Feinheiten. Doch mit einem Ohr und einem Auge waren wir immer dabei, wenn jede Singstimme einzeln wieder und wieder eingeübt werden musste, z.B. für die anspruchsvolle "Mass of Regeneration", und wenn Balloo alias Dymke vor uns wippte und als Dirigent mit wildem Fuchteln sein Bestes gab. Trotzdem - er schaffte es immer wieder, uns mit einem fröhlichen Summen, das noch lange im Treppenhaus nachhallte, ins Wochenende zu schicken.
Keep teaching with swing, Herr Dymke!
Ihre 13er
Steffi Wehr und Silvija Birovicī
Wenn im Chor eine solche "Bombenstimmung" herrscht, dass sie über die Rampe geht und die Zuhörer wie die Neulinge aller Altersstufen sofort ansteckt, dann sind die Vertreter und Vertreterinnen des jetzigen Abiturjahrgangs daran ganz entscheidend, ja initiativ beteiligt. Aber nicht nur in dieser Beziehung waren und sind sie tonangebend, auch der musikalischen Qualität kam es deutlich zugute, dass in ihren Reihen, besonders unter den Männerstimmen, einige ausgesprochene Cracks am Werke waren, denen es dann wiederum schwerfiel, ihren frohen Tatendrang zu zügeln, wenn der Weg zum Erfolg für die anderen Stimmen etwas länger ausfiel.
Fazit: Wir machen uns ernsthaft Gedanken über den Chor nach dem Abitur '97 und hoffen, dass die entstehenden Lücken bald ausgefüllt werden. Vielleicht haben auch dann Ehemalige das Bedürfnis, die Freisetzung in den Ernst des Lebens durch einen solchen "Kurs der dritten Art" psychologisch abzufedern.
Ob aber hier oder anderswo, auf jeden Fall:
Keep swinging!