Adel verpflichtet


Albrecht von Söhnen Schloss von Söhnen - Wahrzeichen der Stadt Duisburg - ist die Heimatstätte unseres lieben Albrecht Freiherr von Söhnen. Dieser sympathische Aristokrat und Vorzeigelehrer unserer Schule (der sich scheinbar nebenbei ein paar Francs als P&C-Model verdient), schaffte es doch tatsächlich, in unserer zweieinhalbjährigen Zusammenarbeit 21 Junghistoriker für das alte Rom, die Frz. Revolution, das Deutschland des 20.Jhdts. und besonders nachhaltig für die Kuba-Krise zu begeistern.

Vielleicht lag es an der geringen Zahl weiblicher Kursteilnehmer, dass es dem Wahlduisburger jedoch nie, weder im antiken Rom, noch im revolutionären Paris, noch im diktatorischen Großberlin, gelang, uns von einer berechtigten Forderung nach Gleichberechtigung zu überzeugen (auch unsere liebe Referendarin Frau Luft Hopterides sah recht schnell ein, dass jeglicher Widerstand gegen die männliche Übermacht zwecklos war). Auch wenn die Themen nicht immer zu den spannendsten gehörten (die Kuba-Krise sei hier natürlich ausgenommen), schaffte es der dem französischen Lande nicht gerade abgeneigte Medienhistoriker ("Wer bekommt den Fernseher an?"), die Fehlquote der Kursteilnehmer auf ein Minimum zu reduzieren. Denn nicht durch trockene Vorträge, sondern durch abwechslungsreichen Unterricht, in welchem erlesene Sedungen des Telekollegs und besonders wertvolle Hörbeispiele des "Zeitzeichens" ("Stichtag heute:....") präsentiert wurden, wurde unser teilweise lückenhaftes Vorwissen durch den Chef de Mission zu einem fundierten erweitert. All diese seltenen Exponate stammen aus der wohlsortierten Schlossbibilio-, -video- oder -audiothek. Der Bitte um Einlass in diese oder andere Räume des Schlosses (zum Beispiel die legendäre Schlossdruckerei) wurde leider nie entsprochen. Wenn auch nicht auf dem fürstlichen Anwesen, so kam es doch zu einem Kurstreffen im vieldiskutierten CentrO. Es kostete den ganzen Kurs viel Kraft, Zeit und Geduld, die anfänglichen Vorbehalte des Duisburgers aus dem Weg zu räumen, welcher sich später in diesem Konsumtempel doch recht wohlfühlte. Von der Faszination des CentrO dann doch derart gebannt, begann notre général, jegliche Artikel über dieses zu sammeln und sie dem Kurs stolz und ein wenig betrübt (er ist ja Duisburger...) zu präsentieren. Dieses Kurstreffen war auch ein Zeichen dafür, daß Herr von Söhnen stets bemüht war, die Distanz zwischen ihm und den Schülern möglichst gering zu halten, ohne dabei bei den Schülern seine fürstliche Autorität zu verlieren.

Für die gemeinsame Zeit mit Ihnen, Herr von Söhnen, möchten wir uns sehr herzlich bedanken.

Henning Kassen, Nick Oberheiden und Stefan Huppertz


Cuba...? ...Si!

Albrecht von Söhnen Chaotischer Rückblick
Was bleibt, sind Versatzstücke, Geschichten, Sprüche, Floskeln. Oder? Zusammenhänge etwa? Namen? Auch..., aber die vergisst man leider so schnell... Vor allem aber Gesichter, die sich noch verändern werden, bei dem einen geringfügig, bei dem anderen entscheidender. Zukunftsängste, Referate, Klausurvorbereitungen, Wunschdenken, Schimpfwörter, Pausengespräche, Monologe, Sottisten, Phrasen, Zeitzeichenhinweise... und oft gelacht worden ist auch. Ein solch heilloses Durcheinander, ein derart diffuses Gemisch von Impressionen, Konvulsionen, Illusionen, Explosionen, Konfrontationen, Affektionen, Irritationen und Aspirationen soll den Richtlinien entsprochen haben??

Dialoge?

Nein, um es ganz klar und unmissverständlich auszudrücken: Selten habe ich einen so netten Kurs unterrichten dürfen - und hier lüge ich wahrhaftig nicht!

Es gab immer einen Ansprechpartner, immer gab es Geschichten zu erzählen - private oder fachliche -, stets war das Ambiente angenehm, der Ton bisweilen rauh, aber immer herzlich, vor allem aber: Humor in allen Schattierungen! Der eine versuchte sich als Anfänger, der andere dagegen hatte es schon zur Meisterschaft gebracht..., wie sonst soll dieses Schüler/Lehrer-Leben sonst auch bewältigt werden?!

Kulinarischer Einblick
Es ist immer wieder erstaunlich festzustellen, mit welchem Gleichmut, aber auch mit welcher Neugier Schüler auf das Unterrichtsgeschehen warten, so als müsste irgend etwas auf den Tisch, um dann anschließend so schnell wie möglich wieder verzehrt zu werden.

Dass diese Mahlzeiten dem einen mehr und dem anderen weniger munden, versteht sich fast von selbst.

Ja, manchmal habe ich mich als Koch empfunden, der den wartenden Gästen das Essen zubereiten muss; in meinem Falle war es eben... Geschichte.

Was den neugierigen Gästen wohl am besten geschmeckt hat? Persönlichkeiten, Helden und Heldinnen? Madame Rolland oder Daton, Rosa L. oder Leo T. etwa...? Geschichten und Geschichtchen? Statistiken schon weniger, Karikaturen schon eher.

Im Rückblick und den Reaktionen des erlauchten Publikums nach zu urteilen, war es ein eher bescheiden geratenes, dafür aber umso schärfer gewürztes kubanisches Menu, mit einem Schuss hochprozentigen Rums, dessen Geschmack noch heute so manchem die Zunge schnalzen lässt, dank karibischer Exotik, trotz Dreieckshandels und Kuba-Krise...

Melancholischer Ausblick
Wem soll ich in Zukunft meine Zeitungsausschnitte über Flugzeugkatastrophen und ihre möglichen Ursachen geben, mit wem kann ich über meinen Lieblingsfilm von Charlie Chaplin sprechen und mit wem über die letzte Heimniederderlage des MSV Duisburg diskutieren - wenn es da überhaupt etwas zu diskutieren gibt...! Mit wem soll ich über Eric Satie und seine Gymnopédies parlieren, von wem werde ich die aktuelle Speisekarte aus dem "Marché" erhalten, mit wem die letzte Spiegel-TV-Reportage besprechen? Wer wird mir in Zukunft von dem neuen Super-Apfelstrudel aus dem Planet Hollywood berichten, wer seine Erkenntnisse des neuesten Rhetorik-Seminars im Dreiländereck vermitteln? Das alles wird mir schmerzlich fehlen...

Von dem Fachsimpeln über die orthopädischen Vorzüge des Riedveld-Stuhles ganz zu schweigen, oder von den Finanzgebahren der Bischöflichen Vereinsbank, von kürzlich aufgetauchten Dokumenten aus den ehemaligen KGB-Archiven über Geheimbefehle der sowjetischen Militärregierung in der SBZ zwischen 1946 und 1948...

Wer wird mir in UPS-Manier - morgens bestellt, abends geliefert - zukünftig Informationsmaterial über die deutsche Kulturszene in der Weimarer Republik zur Verfügung stellen, wer die aktuelle Besucherfrequenz aus der Coca-Cola-Oase übermitteln, und wer wird von der kürzlich entdeckten Urfassung des "Michael Kolhaas" (eine literarische Sensation!) berichten können? Welcher Leseratte soll ich denn bald die neuesten Bücher über den Kennedy-Clan liefern, und wann werde ich ein unter mysteriösen Umständen verloren gegangenes ärztliches Attest endlich in den Händen halten können? Mit wem soll ich in Zukunft über die aktuellen Trends beim Prêt-à-porter diskutieren, und wer wird künftig mit westafrikanischer Nonchalance meinen Unterricht stören - pardon - auflockern...?

Ob ich vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft Grüße aus Sarajewo erhalte, Grüße, die eine bessere Zeit versprechen...

Zu wünschen wäre es, wie so vieles, was Sie sich vorgenommen haben. Bonne chance und alles Gute!


Albrecht von Söhnen


go back