Wie die Jungfrau zum Kinde – Literatur bei Herrn Neukamp


Herr Neukamp Anfang der 13 dachten wir beim ersten Blick auf den neuen Stundenplan, uns verlesen zu haben. Weniger die Tatsache, dass wir dienstags und donnerstags einen Literaturkurs belegen mussten, versetzte uns in Erstaunen, sondern mehr, dass hierfür ein altbekannter Neusprachler vom Chef verdonnert worden war, unseren Kursleiter zu mimen. Da saßen wir nun, wir ahnungslosen Literaten, und vor uns der wohl gewissenhafteste Literat aller Zeiten, der, wie er so schön sagte, zu diesem Kurs kam wie die "Jungfrau zum Kinde". Ebenso jungfräulich fiel dann auch unser Themenkomplex aus, den sich unser pfiffiger Kurslehrer in verdammt kurzer Zeit aus dem Ärmel geschüttelt hatte.

Unser verdammt motivierter Kurs wurde in die Tiefen des Mittelalters geschickt, um den Mythos der Jeanne dŽArc zu ergründen, von dem unser literarisch verdammt interessierter Leitwolf fast, aber nur fast genauso fasziniert war wie wir. Man muss auch als objektiver Beobachter sagen, dass wir in dieser Zeit verdammt viele und tolle Sachen gemacht haben. Wir gaben uns in unserer unersättlichen Neugierde, die von unserem verdammt fairen Pauker nur schwer gebändigt werden konnte, nicht mit der Behandlung eines Romans zufrieden, sondern wollten gleich 5 (FÜNF !!) Bücher über die Jungfrau von Orléans verschlingen, was uns rein zeitlich gesehen doch nicht ganz gelang. Auch der Unterricht war verdammt abwechslungsreich. Neben einer kompetenten Besprechung und ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Werk lieferte uns unser Fachlehrer eine Menge an interessanten, wenn nicht sogar gewagten Interpretationsmöglichkeiten ("Also, für mich ist die Isabeau ne N....!"). Für unseren Neusprachler kam es bei diesen Dramen (oder Novellen) vor allem auf den "Aspekt des abgerundeten Johanna-Bildes" an, denn wenn eine Szene mal "in sich nicht stimmig" war, dann war sie "schlichtweg scheiße und gehört rausgeschmissen" (kam bei Schiller des Öfteren vor).

Nach all dem theoretischen Geplänkel verglichen wir unser sorgfältig erarbeitetes Johannabild mit der Darstellung aus einem Film, weswegen wir verdammt häufig den beliebten Videoraum aufsuchen mussten. Dieser Film kostete uns verdammt viel Zeit (warum war der eigentlich so lang ?) und den Oberliteraten verdammt viel Nerven, doch wir ließen uns unsere gute Laune auch durch unvorhersehbare und unglückliche Zufälle nicht verderben ("Fernbedienung im A....!", Videoraum durch Klausurschreiber okkupiert, und selbst im Media-Markt keine Batterien käuflich zu erwerben).

Das Sahnehäubchen sollte jedoch die selbstständige Realisierung einer modernen Neuverfilmung der heiligen Johanna darstellen. Diese Herausforderung nahm unser verdammt motivierter Kurs nur allzu gerne an (is 'klar!), da uns der Romanist und Anglist in den vergangenen Monaten nicht gerade mit Arbeit zugedeckt hatte. Für dieses verdammt faire Verhalten unseres Sprachwissenschaftlers und Nichthistorikers sprechen wir nachträglich unseren ergebensten Dank aus, denn der Stress der Hausaufgabenkontrolle wäre wohl auch zuviel für die Nerven eines Nichtrauchers in spe gewesen. Alles in allem war die Arbeitsatmosphäre verdammt angenehm, Herr Neukamp hat sich mit unserem Literaturkurs verdammt viel Mühe gemacht und sollte bleiben wie er ist, nämlich der netteste, gewissenhafteste und fairste Pauker, den wir uns wünschen konnten.

HALTEN SIE DURCH UND WAHREN IMMER IHREN GESUNDEN MUTTERWITZ, HERR NEUKAMP!

Nina Piontek, (ml)


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