A. Anf. uns. 2½-jähr. Laufb. i. M.-LK w. u. d. d. Kursl. K.G. a. OB. d. Wichtgk. e. harmv. LK-Klkl. verd.. Mit derart extremen Abk. wurden wir häufig konfrontiert. Herr Grabow hätte also mit dem ersten Satz ausdrücken wollen: Am Anfang unserer zweieinhalbjährigen Laufbahn im Mathematik-Leistungskurs wurde uns durch den Kurslehrer Karl Grabow aus Oberhausen die Wichtigkeit eines harmonievollen Leistungskurs-Klassenklimas verdeutlicht. Wir wissen nicht, ob es daran lag, aber das Verhältnis Schüler 1 : Schüler 2 = Schüler 1 : Lehrer = Lehrer : Schüler 2 hat fast strahlensatzähnliche Formen angenommen, und der ist allgemeingültig. Diverse Kurstreffen (von der Möhnestr. bis nach Düsseldorf) sind ein Zeichen für die auch immer in der Schule vorherrschende Harmonie.
Im Klassenraum wurde nämlich in jeder Stunde munter Kaffee gekocht ("Nico, wo bleibt der Kaffee?", H. Zhou: "Den Kaffee liegt schon da"), es machte dann auch nichts aus, dass Huijing für den Service totale Bewegungsfreiheit hatte und Nico statt des Vorlegens der Hausaufgaben lieber zum Pennymarkt gelaufen ist, um Milch zu holen. Herr Grabow versuchte seinerseits, durch Witze die Stimmung zu erheitern, was auch gelungen ist, da wir immer über den Misserfolg seiner Pseudowitze lachen mussten. Ein Kapitel für sich in dieser Beziehung beschreibt das Verhältnis von Schüler(Non+Ultra) Boubacar Diallo zum Kurslehrer: Da Herr Grabow immer an das Gute im Menschen glaubt, konnte er nicht immer seine Autorität aufrechterhalten. Als Ausgleich dafür verweigerte Herr Grabow jegliche Kooperation bei der Klausurenkorrektur ("Schade Bubi").
Dass es noch eine Spur lockerer ging, zeigte uns der Unterrichtsaufbau von Werner Klüfer, einem Referendar (oder besser Kumpel) aus Düsseldorf, der die Ehre hatte, uns eine ganze Zeit lang unterrichten zu dürfen. Er schaffte es tatsächlich, das Schüler-Lehrer-Verhältnis abzubauen, um uns auf freundschaftlicher Basis die Integralrechnung beizubringen. Das Tempo war jedoch nicht so, wie Herr Grabow es sich wahrscheinlich erhofft hatte, so dass er, nachdem Werner sein Examen bei uns gemacht hatte, das Tempo erheblich erhöhte, um seinen Lehrplan zu erfüllen ("Ihr seid die letzten sechs Wochen nur faul gewesen"). Dabei griff er auf seine altbekannten Methoden zurück:
1. viele Hausaufgaben, 2. Abkürzungen wo geht und 3. schnelle Tafelbilder, die wegen ihres Hanges zur Abstraktion ungenau und zweifelhaft waren und die Verwirrtheit der Schüler nach sich zogen.
Da kam es durchaus zu Protesten bei den Schülern, wie die beiden folgenden Beispiele verdeutlichen:
-"Jetzt malen Se doch mal ne richtige Kugel!"
-"Nee, kann ich nich!"
-"Wieso denn nicht, ich denke, Sie haben das studiert."
-"Ja, aber bei Kugelnzeichnen hab' ich gefehlt."
-"Was ist denn jetzt ein Spat?"
-"Mensch, du Torte, wie oft habe ich das schon gesagt: Ein Spat ist ein Schuhkarton, wo man von einer Seite vorgetreten hat."
Schön, Herr Grabow, dann kann man also das Volumen von derartig zerbeulten Körpern (siehe Abb.2) ganz einfach über das Spatprodukt ausrechnen. Probleme im Schriftbild entstanden auch bei den häufig vorkommenden griechischen Buchstaben, denn Herr Grabow wollte partout nicht glauben, dass ein kleines Sigma () nicht wie ein gespiegeltes Delta () aussieht und dass ein kleines Phi () mit einem Abstrich beginnt.
Wie dem auch sei, bei den Klausuraufgaben benutzte er zum Glück den Formeleditor auf seinem Computer. Darüber hinaus erhielt jeder bei Abgabe der Klausur eine extra angefertigte Musterlösung, damit er sich unmittelbar selber einschätzen konnte (ein Bewertungsmuster durfte natürlich nicht fehlen). Das Problem war nur, dass jene Musterlösung in der vorgegebenen Bewertung vielleicht gerade mal 12 Punkte (gut plus) erreicht hätte, aber es waren ja nur Tippfehler...
Die Mühe, die er offensichtlich nicht gescheut hat, ist trotzdem lobenswert, denn auch in der Abiturphase erhielten wir ca. 30 computergedruckte Seiten voll Aufgaben mit Lösungen, die jedem eine gründliche Vorbereitung ermöglichten.
Eine angenehme Erinnerung wird für uns immer die gelungene Kursfahrt nach Prag bleiben. Schon die natürlich alkoholfreie Zugfahrt wurde durch Liedersingen und EuroCity-Surfen zum unvergesslichen Erlebnis. Nach einigen Tagen kannten wir jeden Winkel der goldenen Stadt im Winkel- und Bogenmaß und auch die Lokale, in denen man am billigsten das Volumen des Magens mit dem besten Bier Europas füllen konnte. Dies wurde jedoch zum Problem, da wir im Gegensatz zu den Bittroff-Leuten dem Kurs angehörten, der morgens um 8.00 Uhr 'raus musste, um die vorher erarbeiteten Referate an Originalschauplätzen vorzutragen. Über die nicht so ganz begeisterten Schüler machte sich Herr Grabow von Sonnenuntergang bis -aufgang Sorgen, verhielt sich letztendlich doch verständnisvoll, obwohl er meinte: "Ich habe die ganze Woche über mit einem Bein im Gefängnis gestanden!"
Um auf unsere einleitende Aussage zurückzukommen, kam es uns als Schüler oft gelegen, dass Herr Grabows Lehrmethoden öfter Pi mal Daumen als aufs Hundertstel genau waren, denn so konnte auch er in den Klausuren von uns keine mathematische Professionalität verlangen. Wer sie doch anwendete, dem wurde sie zum Verhängnis (a de Nei).
So Pi mal Daumen danken wir Ihnen also zum Schluss für zweieinhalb Jahre lockeren, aber selbstverständlich effektiven Mathematikunterricht, der stets Spaß gemacht hat und vielleicht auch in der Praxis einmal seine Verwendung finden wird.
Sven Schleisiek & Andreas Baumann