"So, ich fange jetzt mal an zu unterrichten!"


Entstanden aus dem Grundkurs Film- und Technowissenschaften bei Herrn Heimerzheim, pilgerte zu Anfang der 11/II ein ambitionierter Haufen Musikanten vom Heine zum Grundkurs Musik bei Frau Hoffmann ans Bertha-von-Suttner-Gymnasium.

Schon nach der ersten Stunde war dieser Haufen auf vier Heine-Teilnehmer zusammengeschrumpft. Der Grund? Möglich, dass die völlig Verunsicherten die Lehrerin nach Erleben der ersten Stunde für verrückt hielten. Gut möglich!

Doch schon die Erfahrung der nächsten Wochen zeigte: Der Unterricht war zwar im höchsten Maße unkonventionell, legte kaum Wert auf Fachwissen – trotzdem vorhandenes war nicht unnütz – und Kenntnis von Fremdworten, er vermittelte aber immer ein hohes Maß an intuitiver Arbeitsweise, personlichen Umgangs mit den Werken und untereinander. Keineswegs war dies ein Makel, Frau Hoffmann zeigte sich in jeder Hinsicht als hochkompetent und jeder Ansicht gegenüber aufgeschlossen, sofern diese berechtigt war.

Zum Abschluss saßen noch sieben Leute im Kurs, alle semi- oder professionelle Musiker, drei davon Preisträger bei "Jugend Musiziert" (davon wiederum eine Teilnehmerin am Bundeswettbewerb) und fünf Musikabiturienten.

Kreatives Arbeiten gehörte für uns zum Alltag; diejenigen, die sich das nicht zutrauten, konnten ihre Beteiligung auch auf andere legitime Weise anbringen und wurden in der Beurteilung nicht benachteiligt. Es entstanden so eigenwillige, interessante und schöne Kompositionen in Wort, Bild und Ton, die auch außerunterrichtlich Anerkennung fanden.

Frau Hoffmanns Modellversuch einer Facharbeit zum Thema "Bearbeitung" anstelle einer Klausur glückte. Ein frei wählbares Stück durfte auf eine frei wählbare Art und Weise bearbeitet werden, sofern dies nachvollziehbar war und in den Unterrichtszusammenhang und die besprochenen Arten von Bearbeitung eingegliedert werden konnte.

Durch dies alles war jedem ihrer Schüler ein persönlicher Zugang zur Musik sicher, keine Musikrichtung wurde verteufelt, eigene Erfahrung zur Grundlage jeder Interpretation gemacht.

Ein unwiderstehliches Bild bleibt mir in Erinnerung: ein renovierungsbedürftiger Musikraum, Frau Hoffmanns verschrobenes Auftreten in einem Chaos von verstaubten Büchern, wild und unleserlich bekritzelten Zetteln, unbeschrifteten Kassetten, Klausurbögen und zerschnittenen Kopien, ihr unverschulischtes und liebevolles Herantreten an Musik und Interpreten.

(nv)


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