Physik LK am Bertha oder die Bertha-Überraschung:
Spannung, Spiel und Scharfer Döner


Wir, die glorreichen 7 vom Heine, zogen zwei Jahre lang dreimal wöchentlich in die Fremde des Bismarckviertels, um beim dortigen Physik-LK unsere Brillianz und Überlegenheit in diesem Bereich zu demonstrieren. Der Rest unseres multikulturellen Kurses ("Bertha-Köppe") hatte uns nur wenig entgegenzusetzen, denn ihre Unkenntnisse erstreckten sich von dem zwingend notwendigen mathematischen Basiswissen ("Wat is'n Sinus?") bis hin zu schwarzen Löchern in ihrer Allgemeinbildung ("Wer is'n Waigel?"). Auch Herr Reichardt schien mit unserer Genialität zeitweise überfordert zu sein, weswegen er zu einer Realisierung unserer Fiktionen, z. B. Phaserkanonen und Transwarpfahrräder, sowie der Anfertigung einer Doktorarbeit über die Galilei- und Lorentztransformation riet. Unsere scherzhaft überheblichen Antworten darauf (M.Linde: "Und wann wollen Sie die haben? Morgen oder übermorgen?") waren nicht nur Ausdruck einer immer vorherrschenden Lockerheit und Lässigkeit in unserem Kurs, sondern auch durchaus ein Zeichen für die Liebe zum Fach, denn immerhin wollen drei von uns auch Physik studieren.

Ein paar FormelnDer Stoff, der uns laut Lehrplan in dieser Zeit vermittelt werden sollte, wurde auch durchgenommen. Das fing noch schön einfach mit den grundlegenden Gesetzen der Mechanik (1.) an, steigerte sich jedoch über kompliziertere Zusammenhänge in der Astrophysik (2.), die in ähnlicher Form übrigens in der Elektrizitätslehre vorkamen und teilweise parallel behandelt wurden, bis hin zur geistig schier unfassbaren Materie (de Broglie-Wellen der Quanten in der Atomphysik). Beim Herleiten der diversen Förmelchen tauchten dann auch plötzlich nie gekannte Differentialgleichungen (3.) auf, die wir durch unser mathematisches Können jedoch schnell in den Griff bekamen. Dass solche Anstrengungen unsererseits selten erforderlich waren, lag wohl größtenteils an Herrn Reichardts zügelloser Unterrichtsgestaltung, die uns große Freiräume gewährte. So fanden wir schnell heraus, dass Kartenspielen geduldet wurde. Gleichermaßen schienen unsere Privatgespräche den Lehrer nicht zu stören und zu guter Letzt verlegten einige von uns das Verzehren ihrer Mahlzeiten in die Physikstunde; andere ließen sich den Döner frei Haus bringen. Um die geschilderten, außergewöhnlichen Verhältnisse in unserem Kurs näher zu verstehen, sind die unten stehenden Originalzitate sehr hilfreich.

Bei den vorgeführten Versuchen entwickelten wir unser eigenes Verständnis von der Durchführung, das nicht immer mit den Vorstellungen unseres Lehrers übereinstimmte. Während unserer Laser-Experimente wollten wir das gebündelte Licht discomäßig im Nebel sichtbar machen und erhöhten kurzerhand den Nikotinlevel im Klassenzimmer durch intensiven Rauchausstoß, wohingegen wir bei den Versuchen mit Wasserwellen nebenbei den gesamten Klassenraum samt Overheadprojektor unter Wasser setzten.

Dass der Hauptteil der Aktionen von uns ausging und nicht von den Bertha-Köppen, die sich mehr mit minderwertigen Dingen (PC-Player-lesen und sich über Computerspiele unterhalten) beschäftigten und unser neckisches Treiben argwöhnisch begutachteten, zeigte nur, dass wir von vornherein den Unterricht unter unserer Kontrolle hatten.

Zum Abschluss wollen wir vor allen Dingen Herrn Reichardt für seine Nettigkeit und Toleranz danken. Er hat es geschafft, uns in einem antiautoritären und stets spaßigen Unterricht die Tiefen der Physik näherzubringen, denn Disziplin ist eben relativ (hängt laut Einstein immer vom Bezugssystem ab). Sie waren nämlich nie der Heinz vom Bertha, sondern eher der Nette von nebenan.

Herr Reichardts lustige Zurechtweisungen:
In der ersten LK-Klausur:"Aber bitte, bitte nicht pfuschen!"
Beim Würfelspielen:"Dann spielt doch lieber wieder Karten, das war wenigstens nicht so laut."
Bei der Klopperei nach Maumau:"Wenn ihr schon spielt, dann seid doch bitte leiser."
Bei den Laserversuchen (hustend):"Also drei Leute, die rauchen – das ist jetzt genug."
Vor der LK-Klausur:"Ich versuche schon die ganze Zeit, mich eurem Niveau anzupassen."
Vor den Somi-Noten:"Also wenn ihr jetzt so weiter spielt, dann kriegt ihr keine eins mehr." HHG-Schüler: "Eins minus würd' auch reichen!"
Andreas Baumann und (ml)


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